Was sind Hämorrhoiden und welche Funktion haben sie? Als innere Hämorrhoiden bezeichnet man ein im Bereiche des oberen Analkanales unter der Schleimhaut liegendes Venengeflecht, welches sackartige Erweiterungen aufweist und reichlich mit Blut aus zuführenden Arteriolen versorgt wird (siehe Abbildung 1). Durch diese Anordnung können die Hämorrhoidalkissen bzw. Schleimhautpolster stark anschwellen und so ihre Funktion bei der Feinabdichtung des Analkanales übernehmen. Die Hämorrhoidalpolster helfen also, den Analkanal gegen flüssigen Stuhl und ungewollten Windabgang abzudichten. Beim Hämorrhoidalleiden kommt es zu einer Erweiterung und Vergrösserung der Hämorrhoidalkissen, was Jucken, Brennen, Blutabgang, Schmerzen beim Stuhlgang und Nässen des Afters hervorrufen kann.Welches sind die Ursachen für die Entstehung eines Hämorrhoidalleidens? In erster Linie scheint das Hämorrhoidalleiden mit den Stuhlgewohnheiten zusammen zu hängen. Je ballaststoffarmer die Kost, je härter der Stuhlgang, je mehr beim Stuhlgang gepresst werden muss, desto häufiger werden Hämorrhoidalbeschwerden auftreten. Durch das kleinere Stuhlvolumen wird eine grössere Wandspannung im Analkanal erzeugt, was wiederum zu einer Vergrösserung der Hämorrhoidalpolster führt. Daneben werden auch psychische Stressfaktoren, Schwangerschaft und Alkoholkonsum mit dem Entstehen eines Hämorrhodalleidens in Verbindung gebracht. Was können Sie also selbst tun, um der Entwicklung von Hämorrhoiden vorzubeugen:
· Mit einer ballaststoffreichen Ernähung für weichen, geformten Stuhl sorgen (evtl. Zusatz von 20-30 gr. Weizenkleie mit genügend Flüssigkeit) · Keine Abführmittel verwenden · Pressen beim Stuhlgang vermeiden · Auf eine sorgfältige Analhygiene achten Einteilung und Diagnostik des Hämorrhidalleidens Aufgrund Ihres Erscheinungsbildes wird das Hämorrhoidalleiden in 4 Schweregrade unterteilt (siehe Abbildung 2). Beim ersten Grad sind die Hämorrhoidalpolster von aussen nicht sichtbar. Die Hämorrhoidalpolster können sich jedoch so stark erweitern, dass sie aus dem After hervorquellen. Beim zweiten Grad prolabieren sie beim Pressen durch den Analkanal nach aussen, ziehen sich aber anschliessend von selber wieder zurück. Beim dritten Grad bleiben sie nach aussen prolabiert, und müssen jeweils manuell zurückgestossen werden. Viertgradige Hämorrhoiden lassen sich nicht mehr reponieren, da es bereits zu einem fixierten Schleimhautprolaps aus dem Analkanal gekommen ist. Für die Diagnose des Hämorrhoidalleidens wichtig ist einerseits das Erheben der Krankengeschichte, sowie die Inspektion des Afters beim Pressenlassen. Die digitale Rektaluntersuchung zeigt sich meistens unauffällig, da die inneren Hämorrhoidalpolster mit dem Finger ausgepresst und nicht gespürt werden können. Die wichtigste Untersuchung stellt die Proktoskopie dar, bei der man die Hämorrhoidalpolster direkt einsehen und beurteilen kann. Ab dem 50. Lebensjahr empfiehlt sich zum Ausschluss einer anderen Blutungsquelle (z.B. Dickdarmtumor) eine Dickdarmspiegelung zusätzlich durchführen zu lassen.
Welche Therapiemöglichkeiten gibt es? Wenn Hämorrhoiden festgestellt werden, so ist dies nicht immer gleichbedeutend mit einer anstehenden Operation. Die meisten Formen des Hämorrhoidalleidens, insbesondere die Grade I und II sind heutzutage ohne Operation behandelbar (Stuhlregulierung, Suppositorien, Salben, Daflon-Medikation). Nur fortgeschrittene Formen (Grad III und IV) mit persistierenden Beschwerden sollten operiert werden. Die jeweils zur Anwendung kommende Behandlungsform richtet sich dabei nach der Ausprägung des Hämorrhoidalleidens und soll im Folgenden kurz dargestellt werden. Hämorrhoiden-Gummibandligatur Dieses Verfahren ist schonend und kann ambulant durchgeführt werden. Bei der Gummibandligatur wird ein kleines Gummiband über bzw. knapp oberhalb des Hämorrhoidalknotens gestülpt, wodurch die Schleimhaut stranguliert wird (Abbildung 3). Nach ca. 1 Woche bis 10 Tage fällt der Knoten ab und wird mit dem Stuhl ausgeschieden. Die meisten Hämorrhoiden Grad I und II lassen sich auf diese Weise behandeln. Hämorrhoidektomie Die operative Entfernung ist insbesondere bei Hämorrhoiden III- und IV-Grades angezeigt. Dabei gibt es unterschiedliche Operationstechniken, von denen ich nur 2 kurz vorstellen will. Bei der geschlossenen Hämorrhoidektomie nach Ferguson werden die Hämorrhoidalknoten nach spindelförmiger Umschneidung mit der Schere oder dem elektrischen Messer vom darunterliegenden Schliessmuskel abpräpariert (Abbildung 4). Anschliessend wird die Schleimhaut und die Haut des Analkanales mit einem sich selber auflösenden Faden wieder vernäht. Da die Hämorrhoidalpolster meistens an 3 Prädilektionsstellen im Analkanal auftreten, spricht man auch von einer 3-Zipfelresektion nach Ferguson da häufig alle 3 Hämorrhoidalpolster entfernt werden. Dr. A. Longo hat 1993 an der Universität Palermo eine nach ihm benannte Operationstechnik entwickelt, bei der mit Hilfe eines zirkulären Klammernahtschneiegerätes (Stapler)ein Schleimhautring aus dem oberen Analkanal geschnitten und gleichzeitig die Hämorrhoidalpolster im oberen Analkanal fixiert werden: die sogenannte Stapler-Hämorrhoidopexie nach Longo (siehe Abbildungen 5-7). Dabei stellen Hämorrhoiden III. Grades mit reponierbaren Hämorrhoidalknoten die ideale Indikation für dieses neue Operationsverfahren dar. Bei dieser Operationstechnik wird eine Straffung des vergrößerten Hämorrhoidalgewebes bei gleichzeitiger Reposition und Fixierung des Gewebes mit verringerter Blutzufuhr zu den Hämorrhoiden erreicht. Das Prinzip der Operation nach Longo besteht in dem Einführen eines ringförmigen Klammernahtgerätes, durch das ein ringförmiger Schleimhautzylinder oberhalb der Afterkanalschleimhaut entfernt und gleichzeitig wieder vernäht wird. Die Operation wird generell in Allgemeinnarkose mit Relaxation oder Spinalanästhesie vorgenommen. Ein zusätzlicher Vorteil dieses Operationsverfahren ist, dass die Operationsschritte in einem Schleimhautgebiet vorgenommen werden, die praktisch keine Schmerzleitenden Nervenfasern enthalten. Die Vorteile dieser operativen Behandlungsmethode sind somit: · keine offene Wunde · weniger postoperative Schmerzen und erhöhter Patientenkomfort · schnellere Heilung · kürzere postoperative Arbeitsunfähigkeit · Erhaltung der Feinkontinenz Welche Komplikationen können auftreten? · Infektionen: Sind sehr selten und treten höchstens bei immungeschwächten Patienten auf. · Blutungen: Treten meistens am Operationstag oder am 1. postoperativen Tag auf bei unzureichender Blutstillung. · Schmerzen: Je nach Operationstechnik unterschiedlich, da insbesondere die Analhaut sehr schmerzempfindlich ist. Vorteile bei der Operationstechnik nach Longo · Kontinenzstörung: Die Feinkontinenz kann in den ersten 2 Wochen postoperativ durch die Operation leicht eingeschränkt sein. Länger andauernde Kontinenzstörungen sind selten (ca. 5%) und von der Operationstechnik abhängig.
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